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Alters­vorsorge für Selbstständige : Stiftung Warentest prüft Rentenmodelle

Bei der Alters­vorsorge haben die meisten Selbstständigen und Freiberufler:innen die Wahl zwischen der gesetzlichen Renten­versicherung und eigenen Vorsorgeleistungen. Während einige Selbstständige der Versicherungspflicht unterliegen, können sich andere von ihr befreien lassen. Um trotzdem im Alter finanziell unabhängig zu bleiben, müssen sich diese Selbstständigen allerdings frühzeitig um eine private Altersvorsorge kümmern.

Mit welcher Vorsorgeform sie am meisten Rente erzielen, hat die Stiftung Warentest untersucht. Die große Überraschung: Neben der staatlich geförderten Rürup-Rente kann sich auch die gesetzliche Renten­versicherung als freiwillige oder Pflicht­versicherung sehen lassen.

Alters­vorsorge für Selbstständige: Gesetzliche vs. private Renten­versicherung

Der Test der Stiftung Warentest stammt aus dem März 2018. Die Expert:innen haben berechnet, wie sich die verschiedenen Vorsorgevarianten hinsichtlich der Rente verhalten. Dabei gingen sie von einem Modellkunden aus, der 30 Jahre lang für die jeweilige Alters­vorsorge zahlt.

Bei einem monatlichen Beitrag von 600 € hätte dieser – je nach Rentenanpassung – im Alter einen gesetzlichen Rentenanspruch von 1.273 € bis 1.710 € pro Monat. Zahlt die Person hingegen in eine klassische Rürup-Rente oder private Renten­versicherung ein, läge die zu erwartende monatliche Rente bei 987 € bis 1.650 € brutto. Auch bei einem monatlichen Zahlbetrag von 300 € wartet die gesetzliche Renten­versicherung mit dem besten Ergebnis auf.

Tipp: Trotz der Berechnungen der Stiftung Warentest sind pauschale Aussagen schwierig, welche Absicherung für jeden Einzelnen konkret sinnvoll ist. Wichtig ist, dass sie zum eigenen finanziellen Spielraum passt. Fordere daher ein auf dich abgestimmtes, unverbindliches Angebot zur Altersvorsorge an und finde die Vorsorgemöglichkeiten, die für dich optimal ist.

Steuervorteile bei Rürup- und gesetzlicher Rente

Egal welche Alters­vorsorge Selbstständige wählen, die Steuern dürfen sie hierbei nicht außer Acht lassen. So profitieren sie bei der Rürup-Rente von erheblichen Steuervorteilen. Rürup-Sparer:innen können seit 2023 jährliche Einzahlungen von bis zu 26.000 € 100 % steuerlich geltend machen. Die persönliche Steuerlast lässt sich daher über die Rürup-Beiträge erheblich senken.

Service: Mit dem Rürup-Rente Rechner findest du schnell heraus, mit welchem Tarif du optimal fürs Alter vorsorgen kannst.

Was viele Menschen nicht wissen: Auch bei der gesetzlichen Renten­versicherung können diese Steuervorteile geltend gemacht werden. Für den Modellsparer ergibt sich bei der Stiftung Warentest im Laufe der 30 Jahre eine Steuerersparnis von 63.348 € für beide Vorsorgevarianten. Hier ist die private Renten­versicherung der eindeutige Verlierer. Denn diese bietet keinerlei Steuervorteile in der Ansparphase.

Steuerliche Vorteile an Bedingungen gebunden

Bei der Rürup-Rente handelt es sich um eine private Renten­versicherung oder einen Fondssparplan mit Zertifikat. Im Gegensatz zu normalen Privatrenten können Sparer:innen bei der Rürup-Rente Steuervorteile geltend machen. Dafür müssen die Verträge bestimmte Voraussetzung erfüllen. So ist beispielsweise eine Kapitalauszahlung nicht vorgesehen.

Steuern bei der Altersvorsorge: Selbstständige zahlen im Alter auf ihre Rente

Bei der Rürup- und gesetzlichen Rente müssen im Alter Steuern abgeführt werden. Hier punktet die Privatrente. Denn bei ihr ist nur der Ertragsanteil steuerpflichtig. Oft bedeutet dies, dass gar keine Steuern fällig werden, insbesondere wenn keine weiteren steuerpflichtigen Einkünfte vorliegen. Dann liegt der Ertragsanteil meist unter dem steuerlichen Grundfreibetrag.

Rürup-Sparer:innen und gesetzlich Rentenversicherte sind ab 2040 als Neurentner hingegen komplett steuerpflichtig (Update: Aufgrund von Gesetzesänderungen verschiebt sich dieser Zeitpunkt auf 2058). Allerdings fällt die Belastung durch die sogenannte nachgelagerte Besteuerung im Alter geringer aus als bei einer Besteuerung während des Erwerbslebens, da der persönliche Steuersatz als Rentner:in meist niedriger ist.

Sozialabgaben auf die Rente berücksichtigen

Neben den Steuern werden unterschiedlich hohe Sozialabgaben auf die Rente fällig. Wer eine Rürup- oder Privatrente bezieht, muss als Pflichtversicherte:r der gesetzlichen Kranken­versicherung keine Abgaben auf die private Rente bezahlen. Als freiwillig Versicherte:r werden diese hingegen fällig. Willst du die hohen Abgaben als freiwillig Versicherte:r vermeiden will, kannst du in die Pflicht­versicherung der Kranken­versicherung der Rentner eintreten, sofern du eine gesetzliche Rente beziehst und in der zweiten Hälfte deines Berufslebens mindestens 90 % der Zeit in der gesetzlichen Kranken­versicherung versichert warst.

3 Vorteile und 3 Nachteile bei der Alters­vorsorge für Selbständige im Überblick

Art der Renten­versicherungVorteileNachteile
Rürup-Rente– Flexibel
– Beiträge zu 100 % steuerlich absetzbar
– Keine Sozial­abgaben auf Rente
– Keine Einmalaus­zahlung
– Rente für Hinter­bliebene nur nach Verein­barung
– Steuer­vorteil spricht vor allem Besser­verdienende an
Gesetz­liche Renten­versiche­rung– Flexibel
– Anspruch auf Erwerbs­minderungs­rente
– Hinter­bliebenen­rente
– Entwick­lung der Renten­kasse nicht absehbar
– Keine Einmal­auszahlung
– Sozial­abgaben auf Rente
Private Renten­versiche­rung– Einmal­auszahlung
– Nur Ertrags­anteil muss versteuert werden
– Flexibel
– Geringe Rendite
– Teile hohe Kosten
– Rente für Hinter­bliebene nur nach Verein­barung

Vorsorge muss individuell gewählt werden

Die Privatrente ist bei der Stiftung Warentest als Alters­vorsorge für Selbstständige der klare Verlierer. Ob sich allerdings die gesetzliche Renten­versicherung, eine Rürup-Rente oder eine Kombination aus verschiedenen Vorsorgestrategien empfiehlt, hängt von den individuellen Lebensumständen ab. So müssen einige Selbstständige ihre Alters­vorsorge aufgrund schwankender Einkünfte sehr flexibel gestalten. Hier punktet eher die Rürup-Rente. Andere wählen wiederum bewusst die gesetzliche Renten­versicherung, da diese nicht nur eine Rente bietet, sondern auch weitere Leistungen wie einen Hinterbliebenenschutz oder Reha-Leistungen.

Service: Wenn du unsicher bist, welche Vorsorgeform sich für dich lohnt oder ob deine bisherige Alters­vorsorge ausreicht, dann nimm mit unseren CLARK Expert:innen Kontakt auf und hole dir eine unverbindliche Beratung.

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