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Private Altersvorsorge: Diese Pläne hat Lindner mit der Riester-Rente

  • Christian Lindner plant eine Reform der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge, bei der Sparer:innen in Aktienfonds und ETFs investieren können.
  • Zudem soll die staatliche Förderung vereinfacht werden. Jeder eingezahlte Euro wird mit 20 Cent staatlich gefördert, bis zu einem Maximalbetrag von 3.000 €.
  • Sozialverbände befürchten, dass vor allem Besserverdienende von der neuen Alters­vorsorge profitieren, da die monatlichen Beiträge für die höchste Förderung für Durchschnittsverdienende schwer zu stemmen seien.

Anfang Oktober legte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen Gesetzesentwurf vor, der die staatlich geförderte private Alters­vorsorge – auch bekannt als Riester-Rente – grundlegend reformieren soll. Das Ziel: Diese Form der Alters­vorsorge attraktiver gestalten und den Bürger:innen mehr Flexibilität bieten.

Neue Sparmodelle ergänzen die Riester-Rente

Der Referentenentwurf aus dem Bundesfinanzministerium wurde an mehrere Medienhäuser gesendet. Geplant ist, das bestehende Modell der Riester-Rente durch zusätzliche Sparvarianten zu erweitern.

Die klassische Riester-Rente bleibt damit weiterhin bestehen. Immerhin ist es für Geringverdienende mit mehreren Kindern eine sinnvolle Möglichkeit, um Altersvorsorge zu betreiben.

In Zukunft sollen Sparer:innen noch aus 2 weiteren Varianten wählen können:

  • Garantieprodukte: Hier handelt es sich um eine Kombination aus Renten­versicherung und Aktieninvestition. Die Beitragsgarantie liegt bei 80 oder 100 % der eingezahlten Beträge.
  • Depotförderung: Bei diesem sogenannten Altersvorsorgedepot entscheiden Sparer:innen selbst, ob sie in Aktienfonds, Aktien oder ETFs investieren. Durch eine Positivliste werden geeignete Anlageprodukte vorgegeben. Diese Variante bietet jedoch keine Garantie auf die eingezahlten Beträge und birgt höhere Risiken, aber auch die Chance auf höhere Renditen.

Staatliche Förderung wird vereinfacht

Neben der Erweiterung der Sparoptionen plant Lindner eine Vereinfachung der staatlichen Förderung. Bisher müssen Sparer:innen 4 % des Vorjahreseinkommens in ihren Riester-Vertrag einzahlen, um die volle Grundzulage von 175 € zu erhalten. Künftig wird jeder eingezahlte Euro mit 20 Cent staatlich unterstützt, bis zu einem Maximalbetrag von 3.000 € (ab 2030 sogar 3.500 €). Dadurch können Sparer:innen maximal 600 € Förderung erhalten.

Die Kinderzulage von bis zu 300 € pro Kind bleibt in leichter Abwandlung erhalten. So zahlt der Staat für jeden eingezahlten Euro 25 Cent Kinderzulage für jedes Kind bis zu einem maximalen Eigenbeitrag von 1.200 €. Daraus ergibt sich eine Höchstförderung von 300 €.

Höherer Mindestbeitrag, mehr Förderung für Geringverdiener

Während der monatliche Mindestbeitrag für die zukünftige Riester-Rente von 5 € auf 10 € pro Monat steigt, profitieren Geringverdienende an anderer Stelle. Wer ein Bruttojahresgehalt von maximal 26.250 € verdient, erhält eine zusätzliche Förderung von 175 €. Zudem erhalten junge Sparer:innen unter 25 Jahren einen Bonus von 200 €.

Steuervorteile bleiben bestehen

Wie die klassische Riester-Rente wird auch die sogenannte “Lindner-Rente” nachgelagert besteuert. Das heißt: Die Aufwendungen für die Altersvorsorge können als Sonderausgaben von der Steuer abgesetzt werden. Sie sind somit steuerfrei. Das gilt auch für die staatlichen Zulagen und die Erträge im Aktiendepot. Die spätere Rentenauszahlung ist hingegen steuerpflichtig

Durch den höheren förderfähigen Maximalbetrag von 3.600 € (3.000 € eigener Beitrag + 600 € Zulage) können Sparer:innen in der Einzahlungsphase mehr Geld steuerlich absetzen. Für Eltern erhöht sich die Summe entsprechend.

Dazu eine einfache Übersicht:

Sparer:inMaximal förderfähiger EigenbeitragMaximale staatliche Zulage (pro Jahr)Gesamtkapital (jeweils ohne Rendite)
Für alle Sparer:innen3.000 €600 €3.600 €
Für 1 Person mit 1 Kind3.000 €900 €(600 € + 300 €)3.900 €
Für 1 Person mit 2 Kindern3.000 €1.200 €(600 € + 2x 300 €)4.200 €
Für 1 gering verdienende Person3.000 €775 €(600 € + 175 €)3.775 €
Für 1 gering verdienende Person mit 1 Kind3.000 €1.075 €(775 € + 300 €)4.075 €
Für 1 Berufsanfänger:in bis 25 Jahre3.000 €800 €(600 € + 200 € Bonus)3.800 €

Flexibilität in der Auszahlungsphase

In der Auszahlungsphase haben Sparer:innen mehr Auswahl. Sie können zwischen einer lebenslangen Rente oder einem Auszahlungsplan bis zum 85. Lebensjahr wählen. Der früheste Beginn der Rentenauszahlung wird von 62 auf 65 Jahre angehoben.

Was passiert mit bestehenden Riester-Verträgen?

Sollte Lindners Gesetzesentwurf angenommen werden, startet das neue Modell ab 2026. Bestehende Riester-Verträge bleiben davon unberührt und können unverändert weitergeführt werden, sofern die Sparer:innen dies wünschen. Änderungen erfolgen nur mit ausdrücklicher Zustimmung.

Kritik: Wer profitiert wirklich?

Obwohl die Reform dir mehr Flexibilität und höhere Förderungen bietet, gibt es auch kritische Stimmen. Versicherer stehen den risikoreichen Depotprodukten ohne Beitragsgarantie skeptisch gegenüber. 

Sozialverbände wie das Bündnis für Menschenwürde und Arbeit bemängeln, dass vor allem Besserverdienende von der neuen Alters­vorsorge profitieren könnten. Denn um 3.000 € pro Jahr in die Alters­vorsorge zu stecken, müssten Kund:innen pro Monat 250 € investieren. Nach Ansicht des Bündnisses ist ein solcher Betrag für Durchschnittsverdiener:innen kaum zu leisten. Belohnt würden demnach Personen, die bereits viel Geld besitzen oder verdienen.

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