Fast jede dritte Frau kann sich nicht ausreichend gegen Altersarmut absichern
Auch dieses Jahr können Mädchen am 28. April wieder Berufe kennenlernen, die bisher eher von Männern ausgeübt werden – oder sich mit Frauen in Führungspositionen austauschen. Damit soll Mädchen und jungen Frauen eine Berufswahl frei von Geschlechterklischees ermöglicht werden – mit positiven Auswirkungen auf ihre berufliche Zukunft und damit auch ihre Altersvorsorge.
Denn nach wie vor gibt beinahe jede dritte Frau in Deutschland (31 Prozent) an, nicht über genügend finanzielle Möglichkeiten zu verfügen, um sich selbst vor Altersarmut zu schützen. Das ergab eine bevölkerungsrepräsentative Studie von CLARK in Zusammenarbeit mit dem Befragungsinstitut YouGov.
Jede zweite Frau von Altersarmut bedroht
„Ich sehe mich ausreichend vor Altersarmut geschützt“
Ungewissheit im Alter
Für viele Frauen ist der Blick auf ihren Renteneintritt mit mehr Sorgen als Erleichterung verbunden. 30 Prozent der Frauen in Deutschland wissen nicht, wie ihre finanzielle Situation zu Beginn des Ruhestandes aussehen wird. Jede fünfte Befragte (21 Prozent) ist sich außerdem nicht sicher, ob sie überhaupt vor Altersarmut geschützt ist.
Ebenfalls geben nur 18 Prozent der Frauen an, eine private- oder betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen zu haben. Generell scheinen vielen Frauen die finanziellen Mittel zu fehlen, um sich entsprechend für ihren Ruhestand absichern zu können: Auch im vergangenen Jahr haben Frauen in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 Prozent weniger verdient als Männer.
Gender Pay Gap: Ursache für Altersarmut bei Frauen?
Diese Defizite in der Altersvorsorge können auch mit dem sogenannten „Gender Pay Gap” begründet werden. Zurückzuführen ist der Gender Pay Gap vor allem darauf, dass Frauen oftmals in eher schlechter bezahlten Berufen tätig sind oder seltener Führungspositionen erreichen als ihre männlichen Kollegen.
Auch die häufigere Teilzeitbeschäftigung trägt dazu bei, dass Frauen im Schnitt knapp 40 Prozent weniger Rente erhalten als Männer. Denn noch immer sind es mehrheitlich die Frauen, die beruflich für die Kindererziehung zurückstecken und ihre Arbeitszeit verkürzen. 2020 waren zwei Drittel aller erwerbstätigen Mütter in Teilzeit beschäftigt (65,5 %), unter den erwerbstätigen Vätern waren es dagegen nur 7,1 %. Wer in Teilzeit arbeitet, erwirbt auch nur einen anteiligen Rentenanspruch. Und selbst Erziehungszeiten können zu einem Loch im Rentenportmonnaie führen.
Zwar werden Erziehungszeiten von der Deutschen Rentenversicherung anerkannt, sie werden aber nur so gewertet, als hätte man in dieser Zeit zum jeweils gültigen Durchschnittsverdienst aller Versicherten gearbeitet. Dieser beträgt 2022 38.901 Euro. Für jede Frau, die in ihrem Beruf mehr verdient, bedeutet das eine Rentenkürzung, denn es werden weniger Rentenpunkte angesammelt.
Doch selbst wer sein ganzes Leben in Vollzeit gearbeitet hat, muss ohne private Vorsorge bei Renteneintritt den Gürtel enger schnallen. Denn die gesetzliche Rente beträgt nur 48 Prozent des Durchschnittsverdiensts.
Wie funktioniert die Riester-Rente
Die Riester-Rente ist eine staatlich geförderte Altersvorsorge, bei der Sparende für die Erbringung eines jährlichen Eigenbeitrags Förderungen und Zulagen vom Staat erhalten.
- 175 Euro bekommt jede:r Sparende pro Jahr als sogenannte Grundzulage.
- 185 Euro zusätzlich pro Jahr bekommt, wer ein kindergeldberechtigtes Kind hat, das vor 2008 geboren wurde (pro Kind).
- 300 Euro zusätzlich pro Jahr bekommt, wer ein nach 2008 geborenes Kind hat (pro Kind).
- 200 Euro gibt es zudem einmalig, wer einen Riester-Vertrag vor seinem 25. Lebensjahr abschließt.
Wer also zwei nach 2008 geborene Kinder hat, erhält vom Staat jährlich Zulagen in Höhe von 775 Euro (175 Euro Grundzulage, 300 Euro je Kind Kinderzulage). Alles, was die sparende Person dafür tun muss, ist jährlich 4 Prozent des eigenen Bruttojahresgehalts in die Riester-Rente einzuzahlen, jedoch nicht mehr als 2.100 Euro. Die Zulagen werden dabei vom Eigenbeitrag abgezogen. Heißt: Wer beispielsweise zwei Kinder hat und 1.800 Euro im Monat brutto verdient, zahlt 89 Euro pro Jahr ein, aber spart 864 Euro in der Rente pro Jahr an.
(Rechnung: 1.800 Euro pro Monat = 21.600 Euro pro Jahr. 4 Prozent davon sind 864 Euro Eigenbeitrag. Abzüglich staatlicher Zulagen (175 Euro Grundzulage plus 2 mal 300 Euro Kinderzulage) ergibt sich ein Eigenbeitrag von 89 Euro im Jahr (864 – 775 Euro).
Wer ein sehr niedriges Einkommen hat, muss sogar nur 5 Euro im Monat einzahlen, um die volle Förderung zu erhalten. Durch dieses Prinzip sollen alle die Chance erhalten, mit einer geförderten Altersvorsorge privat für den Ruhestand vorzusorgen, besonders auch Personen mit geringem Einkommen.
Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 1002 Personen zwischen dem 14.03. und 16.03.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.